Hindernisüberquerung beim Alpenflug

FOCA SAND 2022-006

Luftfahrthindernisse sind seit jeher eine Gefahr für die Luftfahrt. Dies gilt insbesondere für Hubschrauberflüge in geringer Höhe bei Arbeiten oder Rettungsmissionen, sowohl bei guten als auch bei schlechten Sichtverhältnissen. Aber sie sind es auch bei Flügen in den Bergen, wo die Ausweichmöglichkeiten und die Motorleistung oft begrenzt sind.

Wie bereits im FOCA SAND 2022-003 AIRPROX aufgrund der falschen Talseite erwähnt, fliegt man in der Regel rechts vom Tal mit einer ausreichenden Distanz zur Felswand und zum Boden, in Übereinstimmung mit den anerkannten Mindestflughöhen für VFR-Flüge gemäss den gültigen Standardised European Rules of the Air (SERA). Ein ausreichender Abstand zu den Felswänden verringert das Risiko einer Kollision mit einem wahrscheinlichen Hindernis (Kabel) deutlich, aber es gibt auch andere Möglichkeiten, Hindernisse in der Umgebung zu überwinden. Für das Überqueren von Gebirgsketten eignen sich speziell Pässe, die zum Teil auf der ICAO-Karte Schweiz entsprechend gekennzeichnet sind durch violett gestrichelte Linien und Mindestüberflugshöhen.

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Neben diesen Markierungen sind auch bekannte Stromleitungen und Bergbahnen rot markiert. Deshalb gehört zur seriösen Vorbereitung eines Gebirgsflugs das intensive Studium der ICAO-Karten und ggf der Luftfahrthinderniskarte, welche unter folgendem Link gratis zur Verfügung steht: Karten der Schweiz - Schweizerische Eidgenossenschaft - map.geo.admin.ch

Während des Fluges ist es wichtig, sich ständig einen Überblick über die Situation rund um das Flugzeug zu verschaffen und mögliche Hindernisse in der Umgebung zu erkennen. Viele Hindernisse wie beispielsweise grosse Antennen sind leicht zu finden, aber es wird schwieriger, wenn es darum geht, Kabel zu finden. Daher sollte man zunächst versuchen, die möglichen Masten zu finden, die das Kabel halten. Bei Stromleitungen, Pendelbahnen oder anderen Seilbahnen sind kleine ebene Flächen mit einem Betonsockel ein guter Hinweis auf das mögliche Vorhandensein eines Mastes. Materialseilbahnen oder sonstige Seilkräne sind nicht immer mit Masten versehen, und wenn sie vorhanden sind, befinden sie sich oft in den Bäumen und sind daher nur sehr schlecht sichtbar. Eine Berghütte in unmittelbarer Nähe oder ein Haufen gefällter Bäume kann jedoch ein Anzeichen für eine Materialseilbahn oder ein Seilkran sein.

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Wenn die Masten identifiziert werden konnten, soll der Überflug über die Masten und nicht über die Kabel erfolgen. Der Grund dafür ist ganz einfach: Es kann kein Kabel höher als der Mast sein. Vor allem bei Stromleitungen werden die Leiterseile oft von einem Erdseil überragt, das viel dünner, weniger sichtbar und oft straffer als die anderen Seile ist. Sie sind daher in der Regel höher und können eine Gefahr darstellen, wenn man die Kabel in kurzem Abstand überfliegt (Abb.22).

Quelle: Henzelin, R., Weibel, J.-P. (1970), Das Fliegen im Gebirge.

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Letzte Änderung 02.11.2022

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