FASST-CH e-conspicuity Human Factors
Die Schweizer Luftfahrt ist vielfältig und es ist essenziell, dass Gleitschirme, Segelflugzeuge, Motorflugzeuge und Helikopter sich gegenseitig rechtzeitig erkennen. Ausserdem ist es wichtig, dass diese Luftfahrzeuge von neuen Luftraumnutzern wie Drohnen gesehen werden. Moderne Technologien zur elektronischen Sichtbarkeit können helfen, gefährliche Annäherungen zu vermeiden. Doch das geht nur, wenn das Zusammenspiel von Technologie und Pilot auf ihre gegenseitigen Stärken und Schwächen abgestimmt sind.Das Ziel der EASA ist, dass die Erfolgsrate von See-and-Avoid durch e-conspicuity-Technologien von heute ca. 50 % auf bis zu 80 % verbessert wird. FASST-CH möchte dieses Safety-Ziel für die Schweiz erreichen und übertreffen.
Maximierung des Net-Safety-Benefit
Die EASA und auch das BAZL sind überzeugt, dass in diesem Bereich die Sicherheit mit technologischer Hilfe unter dem Strich erhöht wird. Die bewährten Methoden für See-and-Avoid dürfen jedoch keinesfalls vernachlässigt werden.
Pilotinnen und Piloten, sowie Fluglehrerinnen und Fluglehrer, sollen darauf achten, dass die “Head-down time” auf das Nötigste begrenzt ist. Ein EFB (Electronic Flight Bag; Tablet) soll im Flug eine Unterstützung und keine Ablenkung sein.
Ein Verkehrshinweis kann die Wahrscheinlichkeit, den anderen Verkehr zu sehen, um das Achtfache erhöhen. Eine Studie im Auftrag der UK CAA zeigt hingegen, dass der normale Traffic-Scan, nach einem Verkehrshinweis eines EFB, leider oft komplett dem Fokus zwischen dem EFB und der vermeintlichen Position des Verkehrs weicht. Dies zeigt auf, dass der Umgang e-conspicuity wichtigen Grundsätzen folgen muss.
Grundsätze zum Umgang mit der elektronischen Sichtbarkeit:
- Der visuelle Traffic-Scan bleibt das wichtigste Sicherheitsnetz. Die Unterstützung eines EFB ermöglicht Situational Awareness, doch das Sehen und Ausweichen wird weiterhin visuell gemacht, das würde sich auch mit 100 % e-conspicuity nicht ändern. Aktuell sind nicht alle Luftfahrzeuge elektronisch sichtbar oder die Technologien sind nicht miteinander kompatibel: Ein Problem, welches durch die FASST-CH Empfehlungen angepackt wird.
- Strategisches Ausweichen: Die Route kann frühzeitig angepasst werden, um Hot-Spots zu vermeiden – lange bevor es zu Konflikten kommt.
- Relevanz des EFB-Traffics: Verkehr, welcher mehr als ca. 3 nm entfernt ist, kann das menschliche Auge nur unter idealen Bedingungen erkennen. Der visuelle Scan der direkten Umgebung darf nicht von “Distant Traffic” abgelenkt werden.
- Audio-Hinweise: Viele Headsets und Intercom sind Bluetooth-fähig und sollen verwendet werden.
- Gute Flugplanung verhindert “Head-down Navigation” mit dem EFB. Anhand des Navigation Logs folgt man der geplanten Zeit, Geschwindigkeit, Richtung und Höhe. Die Planung erfolgt am Boden, im Flug gilt der Fokus dem Traffic-Scan.
- See-and-Avoid immer in VMC: Die Vortrittsregeln in den “Rules of the Air” (SERA) unterscheiden nicht zwischen VFR und IFR. Befindet sich ein Flugzeug in VMC, muss die Besatzung See-and-Avoid praktizieren. Unter IFR in VMC gelten diese Grundsätze für den Umgang mit e-conspicuity somit genauso, wie unter VFR.
- See-and-Avoid ist in bestimmten Situationen besonders wichtig. Zum Beispiel in Platzrundennähe, bei Hot-Spots, bei idealen Bedingungen für Aufwind und Thermik oder in Flugphasen, in welchen man die Tendenz hat, abgelenkt zu sein. Das Bewusstsein für diese Situationen hilft, den Fokus richtig zu wählen und den visuellen Traffic-Scan zu intensivieren.
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